Deine Hundeschule in Stuttgart

„Der Ältere beendet immer einen negativen sozialen Kontakt“

Gudrun Feltmann

Die Rolle des Älteren

Jetzt müssen wir uns mit unserer Rolle als »Der Ältere« beschäftigen. Bist du für deinen Hund »Der Ältere« kannst du auch in schwierigen Situationen mit ihm sprechen und er wird dich verstehen und dann auch tun, was du von ihm möchtest.

Und warum kein Alpha?

Wir sollen für unseren Hund doch jemand sein, der sagt wo’s lang geht. Der Hund soll machen was wir wollen und er soll dabei möglichst gut funktionieren. Was ist der Unterschied zwischen einem Älteren und einem Alpha? 

Wir machen dafür einen kleinen Ausflug zu den Vorfahren unseres Haushundes, den Wölfen: 

Der frei lebende junge Wolf wird in seiner Kernfamilie erwachsen. Er wird von seinen Eltern und seinen älteren Geschwistern erzogen und diese Älteren bringen ihm, dem Jüngeren, einen sozialen Umgang bei. 

Soziale Umgangsformen sind: 

  • In einer Familie wird keiner gemoppt.
  • In einer Familie wird nicht blutig gerauft.
  • Essen wird geteilt und auch der Kleinste und Schwächste darf sich satt essen.
  • Jedes Familienmitglied unterstützt die Familie nach seinem Talent.
Diese Umgangsformen basieren auf sozialen Spielregeln, die von den Jüngeren gelernt und respektiert werden müssen. 
 

Soziale Spielregeln sind:

  • Der Ältere beendet immer einen negativen sozialen Kontakt!
  • Halte Abstand und respektiere den anderen, wenn der keinen Kontakt will!
  • Jetzt nicht!
 

Diese Regeln müssen von jedem sozialen Lebewesen, ob Kind oder Hundewelpen verstanden und respektiert werden. Ziel dieser Regeln ist es, die Harmonie innerhalb der Familie aufrechtzuerhalten.

Warum ist Harmonie so wichtig?

Weil Stress, durch unnötige Kämpfe die Art schwächt. Wenn einer den anderen verletzt kann das in der Natur sogar tödlich enden. Um die Harmonie zu erhalten herrscht deshalb ein sozialer Umgang. Die Älteren fordern zwar Respekt von den Jüngeren ein, und sind dabei in ihren Drohgesten auch sehr deutlich, aber sie erweisen den Jüngeren auch Respekt.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Hat die Wolfsmutter einen Welpen ordentlich in die Schranken verwiesen und er zeigt dann Respekt, dann ist die Sachen eine halbe Stunde später wieder gut und der Jüngere darf wieder rankommen. Der ältere Wolf wird den jüngeren Wolf nicht auf Dauer wegjagen oder unterdrücken, wenn er merkt, dass der die Warnungen verstanden hat. Und deshalb vertrauen die Jüngeren den Älteren, weil sie sie als fair im Umgang und angemessen in den Mitteln erleben. Die Älteren sind dadurch berechenbar und werden für den Jüngeren vertrauenswürdig.

Da der Hund ein domestizierter Wolf ist, hat er die gleichen Bedürfnisse wie ein Wolf. Er wählt, wenn er kann, eine solche Form der Gemeinschaft, eine Familie. Auch der Mensch ist ein soziales Lebewesen und bevorzugt eine Familie als Gemeinschaftsform. Und Familien bestehen nun mal aus älteren und jüngeren Mitgliedern. 

Hier ist das Bindeglied im Zusammenleben mit dem Menschen und deshalb schließt sich der Hund dem Menschen an, wenn er keine eigene Hundefamilie mehr hat und auch keine gründen darf. Und da der Hund in der Familie immer der Jüngste ist, sollte jedes menschliche Familienmitglied für ihn ein »Älterer« sein.

Der Mythos vom Alpha und die Rolle des Älteren

Der Gedanke des Alpha entstand, als der Mensch erwachsene Wölfe, die nicht miteinander verwandt waren in Wolfsgehegen zusammengesperrt hat. Da die Tiere sich nicht ausweichen konnten, gab es heftige Kämpfe um die Rangfolge, um Schlafplätze, Futter, Weibchen.

Es herrschte das Recht des Stärkeren innerhalb einer strengen Hierarchie. Aus diesen Beobachtungen schloss der Mensch, dass er so mit seinem Hund umgehen müsse und es entstand der Mythos vom Alpha. Der Mensch als Alpha und Befehlsgeber, der Hund als Beta und Befehlsempfänger.

Nur: In der Natur gibt es eine so stressige Gemeinschaftsform nicht. Jede Wolfsfamilie lebt in ihrem eigenen Territorium. Sie käme nie auf die Idee die Nachbarsfamilie in deren Territorium zu besuchen. Die einzelnen Familien gehen sich aus dem Weg um auch hier unnötige Kämpfe zu vermeiden. Fremde Wölfe werden aus dem Territorium verjagt oder getötet. 

Damit uns der Hund vertraut und sich bei uns in unserer Familie wohl fühlt, dürfen wir also kein Alpha sein, der den Hund unterdrückt, sondern wir müssen für unseren Hund die Rolle des Älteren einnehmen.

Wie das genau funktioniert zeige ich dir persönlich im Training oder du besuchst meine Onlinekurse.