Deine Hundeschule in Stuttgart

Zum Dominieren braucht es immer zwei Individuen.

Die Dominanztheorie

Ist Dominanz angeboren?
Wenn mein Hund Fritz an mir hochspringt? Ist er dann dominant? Nein, natürlich nicht. Dann ist er frech, verspielt, aufdringlich, aber nicht dominant. Dominanz käme ins Spiel, wenn er mich umwirft, mich runterknurrt und mich nicht mehr aufstehen lässt. Dann zeigt Fritz ein dominantes Verhalten mir gegenüber. Dominanz hat nämlich immer etwas mit der Beziehung zu einem anderen zu tun. Lasse ich mich dominieren und unterwerfe mich, wäre Fritz dominant. Aber nur in dieser Situation. Allerdings gibt es Tiere, die eher zu einem dominanten Verhalten neigen. Hunde, die sehr selbstbewusst sind, die gern nach vorn gehen, die neugierig sind, die schnell und stark sind. Hunde, die sich gerne mit anderen messen zeigen eher ein dominantes Verhalten als Hunde, die vorsichtig und zurückhaltend sind. 

In der Biologie und Anthropologie wird Dominanz folgendermaßen beschrieben: Ein Individuum oder eine Gruppe von Individuen haben gegenüber einem anderen Individuum oder einer Gruppe einen höheren sozialen Status. Eine Gruppe reagiert also unterwürfig. Das Gegenteil von Dominanz ist Unterwürfigkeit (Subordination/Subissivität)

Dominanz ist also kein Persönlichkeitsmerkmal. Die Persönlichkeit ist ein, vom Kontext unabhängiges stabiles Merkmal eines Individuums, während der Dominanzstatus vom interagierenden Partner abhängt (Jones und Gosling, Review, 2005)

Viele Hundebesitzer entschuldigen aber, wenn sie mit ihrem Hund zu mir ins Training kommen,  das schlechte Benehmen ihres Hundes damit, dass er eben dominant sei und man deshalb nichts machen könne. Das stimmt so also nicht. Es gibt nur ein dominantes Verhalten, aber nicht den dominanten Hund. 

Der Mensch als Alpha, der Hund als Beta

Im Hundetraining wird trotzdem oft behauptet, man dürfe seinem Hund bestimmte Handlungen nicht durchgehen lassen, sonst würde man seine Dominanz unterstützen und er würde dem Menschen gegenüber zum Alpha werden: 

  • Auf keinen Fall den Hund füttern, bevor man selbst gegessen hat, denn der Alpha isst immer zuerst. 
  • Den Hund auf keinen Fall im Bett schlafen lassen, denn der Alpha teilt sein Lager nicht mit Rangniederen.
  • Hunde, die an der Leine ziehen, sind dominant. Nur der Alpha führt das Rudel an.
  • Der Hund darf auf keinen Fall oberhalb der Treppe liegen. Man muss ihn dort vertreiben, denn der Alpha beansprucht die höchstgelegene Stelle für sich.
  • Der Hund darf nicht im Eingangsbereich liegen, denn der Alpha kann so das Kommen und Gehen seines „Rudels“ kontrollieren. 
  • Der Hund darf nie bestimmen, wann ein Spiel beginnt oder endet, denn nur der Alpha kontrolliert das Spiel.
  • Der Hund darf niemals ein Beutespiel gewinnen, denn die Trophäe gewinnt immer der Alpha.
  • Liegt der Hund im Weg, soll er aufstehen und dem Alpha, also dem Menschen, den Weg frei machen.
  • Der Hund darf auf keinen Fall zuerst durch die Tür gehen, denn dieses Privileg hat nur der Alpha.

Woher kommt dieser Alphagedanke und die Dominanztheorie?

Die Dominanztheorie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts durch Studien an Wölfen in Gefangenschaft entwickelt. Es wurde festgestellt, dass diese Wölfe lineare, nach Geschlechtern getrennte Hierarchien bildeten (Zimen 1975). Dabei zeigte sich auch häufig aggressives Verhalten.

Da Wölfe und Hunde gemeinsame Vorfahren haben, wurden diese Beobachtungen eins zu eins auf Hunde übertragen. Man nahm an, dass Hunde ständig versuchen würden, in der Hierarchie aufzusteigen – auch gegenüber dem Menschen – und letztlich die Herrschaft über den Menschen anstreben.

 

Das große Problem dieser Studien war jedoch, dass die Haltung in Gehegen auf begrenztem Raum und das Zusammenleben nicht verwandter Tiere für Wölfe unnatürlich sind und in der freien Wildbahn so nicht vorkommen.Und obwohl man inzwischen weiß, dass frei lebende Wölfe ein solches Verhalten nicht zeigen, werden trotzdem noch viele Hunde nach dem Dominanz-Prinzip erzogen und mit den obigen Regeln reglementiert. 

Mir persönlich bereitet der Dominanzbegriff Bauchschmerzen.